Lernen in Organisationen – Wie aus Haltung und Kultur echte Veränderung entsteht

Lernen in Organisationen: Eine gemischte Gruppe junger Berufstätiger teilt Erkenntnisse am Computer – ein Sinnbild für die im Blog beschriebene Integration von Lernen in den Arbeitsalltag.

Wie würde Ihr Arbeitsalltag aussehen, wenn Lernen in Organisationen keine Ausnahme, sondern Normalität wäre? Viele Teams fördern Lernbereitschaft und bauen Kultur auf – doch Lernen bleibt oft ein punktuelles Ereignis. Wirklich weiter kommt man dann, wenn Lernen in Organisationen nicht als Zusatz gedacht wird, sondern als etwas, das Haltung, Struktur und tägliches Handeln verbindet.

Im ersten Teil dieser Serie haben wir gezeigt, wie individuelle Lernhaltung entsteht. Im zweiten Teil ging es darum, wie Teams eine tragfähige Lernkultur entwickeln.

Nun geht es darum, wie Lernen in Organisationen systematisch verankert und aktiv in Bewegung gehalten wird – nicht zusätzlich, sondern eingebettet in den beruflichen Alltag. Die gute Nachricht: Es braucht dafür keine radikale Umstellung. Oft genügen kleine, konsequente Veränderungen – vorausgesetzt, sie werden bewusst angestoßen und durchdacht begleitet.

Es bezeichnet den kontinuierlichen Prozess, bei dem Mitarbeitende und Teams Wissen erwerben, reflektieren und in die Praxis umsetzen. Ziel ist es, die Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft der Organisation zu stärken.

In einer sich schnell verändernden Arbeitswelt ermöglicht es Organisationen, wettbewerbsfähig zu bleiben und auf neue Herausforderungen flexibel zu reagieren. Zudem fördert es die persönliche Entwicklung der Mitarbeitenden.

Durch die Schaffung einer lernförderlichen Kultur, die Fehler als Lernchancen betrachtet, sowie durch gezielte Weiterbildungsangebote und unterstützende Führung. Wichtig ist auch die Integration von Lernprozessen in den Arbeitsalltag.

Methoden wie Action Learning, Lernzirkel, Coaching und Mentoring fördern praxisnahes Lernen. Auch digitale Lernplattformen und informelles Lernen spielen eine bedeutende Rolle.

Formelles Lernen erfolgt strukturiert, z. B. durch Seminare oder Kurse, während informelles Lernen spontan und oft unbewusst im Arbeitsalltag geschieht, etwa durch Erfahrungsaustausch oder Selbststudium. Beide Formen ergänzen sich und sind für die Entwicklung von Organisationen wichtig.

Durch Evaluationsmethoden wie Feedback, Leistungskennzahlen oder Beobachtungen von Verhaltensänderungen. Auch Mitarbeiterbefragungen und die Analyse von Lerntransfer in die Praxis sind gängige Instrumente.

Führungskräfte sind Vorbilder und Multiplikatoren für Lernprozesse. Sie schaffen Rahmenbedingungen, motivieren Mitarbeitende und fördern eine offene Lernkultur.

Durch transparente Kommunikation, Anerkennung von Lernleistungen und die Bereitstellung von Ressourcen und Zeit für Weiterbildung. Eine Atmosphäre des Vertrauens und der Offenheit ist dabei entscheidend.

Hindernisse können fehlende Zeit, mangelnde Unterstützung durch Führungskräfte oder eine Kultur, die Fehler bestraft, sein. Auch unklare Lernziele oder fehlende Ressourcen können den Lernprozess erschweren.

Indem Lernen als kontinuierlicher Prozess verstanden und in die Unternehmensstrategie integriert wird. Regelmäßige Reflexion, Feedback und Anpassung der Lernangebote sichern die Nachhaltigkeit.

Key Takeaways

  • Lernen wirkt nur nachhaltig, wenn es als kontinuierlicher Prozess gedacht und gestaltet wird.
    Einzelne Trainings reichen nicht – erst durch Routinen, Reflexion und konkrete Anwendung entsteht echte Entwicklung.
  • Mit dem RIPU-Zyklus und lernförderlichen Mikrointerventionen lässt sich Lernen im Alltag verankern.
    Kleine, konsequente Schritte haben oft mehr Wirkung als große Programme – wenn sie bewusst wiederholt werden.
  • Organisationen, die Lernen in ihr System integrieren, bleiben beweglich – auch unter Unsicherheit.
    Strukturiertes Lernen stärkt nicht nur Wissen, sondern auch Veränderungskraft, Resilienz und Stabilität.

Lernen ist kein Ereignis – sondern ein Prozess mit Richtung

Warum gute Absichten oft ins Leere laufen, wenn Lernen nicht eingebettet ist

Viele Unternehmen organisieren Workshops, geben Zugang zu Lernplattformen oder bieten Coaching-Formate an. All das hat seinen Wert – und doch bleibt oft eine Lücke. Denn Lernen wird zu häufig als isoliertes Ereignis verstanden: ein Seminar hier, ein Impuls dort, ein Innovationsprojekt einmal im Jahr. Dabei braucht wirksames Lernen etwas anderes: Bewegung in der Tiefe und über die Zeit.

Lernen ist kein Eintrag im Kalender. Es ist ein Prozess. Und zwar einer, der immer wieder neu angestoßen, reflektiert und angepasst werden muss. Wenn Lernen nicht kontinuierlich stattfindet, verliert es seine Kraft. Es bleibt punktuell – und versickert.

„Echtes Lernen gelingt nur auf einem Weg, und dieser ist, zu handeln.“[1]

Drei verbreitete Missverständnisse über Lernen – und was wirklich stimmt

Viele Organisationen scheitern nicht am guten Willen, sondern an falschen Grundannahmen über Lernen. Diese Missverständnisse wirken subtil, sind aber tief verankert – und lassen sich mit Klarheit und gezielter Veränderung überwinden:

  • Missverständnis 1: „Lernen heißt, Wissen aufzunehmen.“
    Doch Lernen bedeutet viel mehr als Informationsaufnahme. Erst durch Anwendung, Reflexion und verändertes Verhalten wird aus Wissen wirkliche Kompetenz.
  • Missverständnis 2: „Lernen braucht viel Zeit – die haben wir nicht.“
    Lernen kann auch in kleinen Einheiten und im Alltag stattfinden – zum Beispiel durch kurze Feedbackschleifen, bewusste Reflexionsmomente oder strukturierte Mini-Experimente.
  • Missverständnis 3: „Lernen ist Sache der Weiterbildungsabteilung.“
    In Wirklichkeit ist Lernen Teil jedes Teams und jeder Führungsaufgabe. Es entsteht durch Gespräche, Fehler, Austausch und die Art, wie im Alltag über Lösungen nachgedacht wird.

Lernen braucht Richtung – sonst verläuft es im Kreis

Die entscheidende Frage lautet deshalb nicht: Wie viel wird gelernt?, sondern: Wohin führt das Lernen – und wozu dient es im Alltag?
Erst wenn Lernen mit Zielen und Herausforderungen verbunden ist, entsteht Relevanz. Wenn Menschen wissen, wofür sie lernen, verändern sie nicht nur ihr Verhalten, sondern auch ihre Haltung. Genau deshalb betont „Lernen leben“, dass Lernen nicht nur im Kopf stattfindet – sondern durch aktives Handeln im realen Kontext.

„Die Denk- und Handlungsmuster des Lernens […] (helfen,) Probleme zu lösen, Ziele zu erreichen und mit Unsicherheit, Komplexität und Veränderung umzugehen.“[2]

Lernen entfaltet erst dann Wirkung, wenn es zur Bewegung wird

Wissen allein reicht nicht. Erst wenn Lernen als Prozess gedacht und als Teil der täglichen Praxis integriert wird, beginnt echte Veränderung. Diese Bewegung braucht Klarheit über Richtung, Raum für Reflexion – und den Mut, auch ungeplante Erkenntnisse zuzulassen.

Lernen, das wirkt, ist kein Add-on. Es ist eine Haltung in Aktion. Und sie zeigt sich – jeden Tag.

Der RIPU-Zyklus: Lernen sichtbar und anschlussfähig machen

Wie entsteht kontinuierliches Lernen, das mehr ist als gute Absicht?

Wer Lernen ernst nimmt, braucht mehr als Offenheit. Es braucht Struktur. Denn gerade in dynamischen, oft unübersichtlichen Situationen greifen Menschen gern zu Bekanntem – oder springen zu schnell in die Umsetzung. Lernen bleibt dann entweder bei der bloßen Erkenntnis stehen oder verläuft diffus. Der RIPU-Zyklus bietet hier eine klare, handlungsnahe Struktur – und verbindet Denken mit Tun.

RIPU steht für: Reflektieren – Intention setzen – Planen – Umsetzen. Dieser Zyklus folgt der Erkenntnis: Nur wer bewusst reflektiert und gezielt handelt, lernt wirksam und nachhaltig.

„(Der) RIPU-Lernzyklus […] ist die Grundtechnik allen Lernens und Weiterentwickelns.“[3]

Die vier Schritte im Überblick – verständlich, wirksam, sofort einsetzbar

  1. Reflektieren
    Was weiß ich bereits? Welche Annahmen habe ich? Was beobachte ich?
    Ziel: Den eigenen Ausgangspunkt klären und blinde Flecken sichtbar machen.
  2. Intention setzen
    Was will ich konkret lernen oder erreichen? Welche Wirkung strebe ich an?
    Ziel: Die Richtung des Lernens bewusst festlegen – jenseits von Aktionismus.
  3. Planen
    Welcher nächste Schritt könnte mich weiterbringen? Was genau will ich ausprobieren?
    Ziel: Ein bewusstes Experiment entwerfen, das Erkenntnisgewinn ermöglicht.
  4. Umsetzen
    Tun – mit Lernabsicht. Beobachten, was gelingt und was nicht.
    Ziel: Erfahrungen machen, die über das Gewohnte hinausgehen – und damit echte Lernimpulse erzeugen.

Nach der Umsetzung beginnt der nächste Durchlauf mit erneuter Reflexion. Lernen wird dadurch zyklisch, dynamisch – und anschlussfähig.

Warum RIPU mehr ist als ein Modell

Der RIPU-Zyklus ist nicht bloß eine Methode zur Problemlösung. Er ist ein Lernrahmen, der individuelle und organisationale Entwicklung verbindet. Anders als klassische PDCA-Ansätze stellt RIPU die Reflexion bewusst an den Anfang – nicht am Ende eines Handelns. Denn wer zuerst nachdenkt, lernt tiefer. Und wer in kleinen, wiederholbaren Zyklen handelt, lernt schneller.

„Durch schnelle Lernzyklen werden das Lernen und Verbessern strukturiert und bewusst – und dadurch intensiver.“[4]

Struktur bringt Bewegung – und Bewegung bringt Lernen

Lernen ist keine Frage von Glück oder Talent. Es ist eine Praxis. Der RIPU-Zyklus macht Lernen konkret, wiederholbar und verbindlich – ohne starr zu werden. Wer ihn nutzt, schafft nicht nur Erkenntnisse, sondern Entwicklung mit Richtung und Wirkung.

Mikroschritte statt Großprojekte: Was Lernen im Alltag verankert

Warum Veränderung oft am Alltag scheitert – und wie es trotzdem gelingen kann

Viele Führungskräfte und Change-Verantwortliche wissen, wie wichtig Lernen ist – und wollen es fördern. Doch im hektischen Alltag geraten Lernimpulse schnell ins Hintertreffen. Meetings dauern zu lang, operative Ziele drängen, und Lernzeit wird zum Luxusgut.

Die gute Nachricht: Wirksames Lernen braucht keine groß angelegten Programme. Viel entscheidender sind kleine, gezielte Schritte, die in den normalen Arbeitsablauf eingebettet werden – und genau dort Wirkung entfalten.

Diese sogenannten Mikrointerventionen oder „Lern-Mikromuster“ ermöglichen es, Lernen sichtbar, anschlussfähig und wirksam zu gestalten – ganz ohne Zusatzprojekte oder neue Tools.

Lernen ermöglichen heißt: Alltag anders gestalten

Das Buch „Lernen leben“ zeigt klar: Wer Lernen ermöglichen will, sollte nicht mehr tun – sondern bewusster gestalten, was ohnehin täglich geschieht. Denn Führung ist nicht nur Vorbild, sondern auch Strukturgeberin. Und jede Entscheidung darüber, was erlaubt, gefragt oder unterbunden wird, prägt die Lernkultur.

Fünf alltagstaugliche Hebel für kontinuierliches Lernen

Diese Mikroschritte lassen sich sofort umsetzen – auch in vollen Kalenderwochen. Sie bringen Lernen in Bewegung, ohne zusätzlich zu belasten:

  1. Fragen statt sagen
    Wer als Führungskraft regelmäßig fragt: „Was hat dich in dieser Situation überrascht?“, öffnet Denkraum – statt Verhalten zu steuern.
  2. Reflexion in Meetings integrieren
    Am Ende jeder Besprechung kurz: „Was war heute ein wertvoller Gedanke – und warum?“Das schafft Bewusstsein für Lernmomente.
  3. Fehlermomente sichtbar machen – ohne Schuldzuweisung
    Kleine Irritationen als Lernanlässe nutzen: „Was hat uns das heute gezeigt?“statt: „Wer war verantwortlich?“
  4. Rollen wechseln lassen
    In Team- oder Projektmeetings gelegentlich Moderation und Protokoll rotieren – so wächst Perspektivwechsel ganz nebenbei.
  5. Lernzeiten schützen
    30 Minuten wöchentliche Lernzeit pro Person – klar definiert, sichtbar eingeplant und durch Führung legitimiert.

Diese Maßnahmen wirken nicht durch ihre Größe, sondern durch ihre Klarheit und Wiederholung. Je öfter sie gelebt werden, desto selbstverständlicher werden sie – und damit zur gelebten Kultur.

Wer Mikroschritte geht, setzt Bewegung in Gang

Lernen braucht keine neue Struktur, sondern veränderte Aufmerksamkeit. Dort, wo Alltagsroutinen reflektiert, neu gestaltet oder bewusst durchbrochen werden, entsteht Freiraum für Lernen – auch unter Zeitdruck.
Diese kleinen Schritte wirken oft stärker als große Programme – weil sie dort ansetzen, wo Entwicklung wirklich stattfindet: mitten im Tun.

Kata und Feedbackschleifen: Veränderung systematisch üben

Warum Wissen nicht reicht – und Wiederholung der Schlüssel ist

Lernen funktioniert nicht allein durch Erkenntnis – sondern durch Wiederholung. Gerade im komplexen, dynamischen Arbeitsalltag zeigt sich: Wer neue Denk- und Verhaltensmuster entwickeln will, muss sie üben. Und zwar nicht einmal, sondern immer wieder, in kleinen Schritten. Die sogenannte Lern-Kata bietet dafür eine kraftvolle Methode.

Ursprünglich inspiriert vom Toyota-Produktionssystem, wurde Kata als strukturierte Lernroutine entwickelt, die sich heute weit über den Industriekontext hinaus bewährt – etwa in Führung, Beratung, Entwicklung und Coaching.

Die fünf Schritte der Lern-Kata – konkret und einprägsam

Die Kata-Routine basiert auf fünf Schritten, die systematisch durchlaufen werden – vergleichbar mit einem mentalen Trainingsparcours:

  1. Verstehe die Richtung
    → Wo wollen wir hin? Was ist unser „Gipfelkreuz“?
    (Orientierung auf ein lohnendes Ziel)
  2. Erfasse den aktuellen Zustand
    → Wo stehen wir heute – ganz konkret?
    (Realistische Standortbestimmung ohne Wunschdenken)
  3. Setze ein Etappenziel
    → Was ist der nächste erreichbare Zielzustand?
    (Fokus auf das Nächstliegende, nicht das Endziel)
  4. Experimentiere
    → Welchen nächsten Schritt testen wir – und was erwarten wir?
    (Lernen durch Handeln und Hypothesenprüfung)
  5. Reflektiere und lerne
    → Was ist passiert – und was bedeutet das für unseren nächsten Schritt?
    (Feedbackschleife als Lernmotor)

Kata-Fragen im Alltag – so gelingt der Einstieg

Viele Teams integrieren Kata nicht als Extra, sondern als Teil ihrer Meetings oder 1:1-Gespräche. Diese vier Fragen eignen sich besonders als Einstieg:

  • Was ist unser Ziel?
  • Wo stehen wir heute?
  • Was ist der nächste Schritt?
  • Was haben wir daraus gelernt?

Diese Struktur schafft Orientierung und fördert eine systematische Lernhaltung – ohne starre Prozesse. Feedback wird dabei nicht zur Kontrolle, sondern zur Navigationshilfe.

Lernen braucht Rhythmus – und Wiederholung mit Sinn

Die Lern-Kata zeigt eindrücklich: Lernen ist nichts Zufälliges. Es lässt sich üben – wie eine Fähigkeit, wie ein Handwerk. Wer regelmäßig reflektiert, gezielt experimentiert und strukturiert Feedback nutzt, entwickelt nicht nur Wissen, sondern Wandlungsfähigkeit. Und genau das ist heute gefragter denn je.

Organisationen, die lernen, verändern sich – und bleiben dennoch stabil

Warum Veränderung oft instabil wirkt – und wie Lernen Stabilität erzeugt

Veränderung ist in vielen Organisationen mit Unsicherheit verbunden. Prozesse werden neu gedacht, Rollen angepasst, Strategien verändert – oft im rasanten Takt. Doch je höher die Dynamik, desto wichtiger wird eine Frage: Wie bleibt ein Unternehmen handlungsfähig, ohne sich in ständiger Umstrukturierung zu verlieren?

Die Antwort liegt nicht im perfekten Plan, sondern in einer gelebten Lernkultur, die kontinuierliches Anpassen erlaubt – ohne dabei Halt zu verlieren.

Denn stabile Organisationen in bewegten Zeiten sind nicht diejenigen, die alles kontrollieren – sondern jene, die konsequent lernen.

„Verändertes Verhalten lässt sich nicht beschließen […]. (Es) […] ist das Ergebnis eines Lernprozesses.“[5]

Veränderungsfähigkeit ist kein Zufall – sondern eine lernbare Kompetenz

Organisationale Lernfähigkeit zeigt sich nicht in Veränderungsprojekten, sondern im Alltag: in der Geschwindigkeit, mit der Teams neue Lösungen erproben, in der Offenheit gegenüber Irritationen, im Mut, bestehende Muster zu hinterfragen. Und vor allem: in der Fähigkeit, sich selbst weiterzuentwickeln – nicht nur Strukturen zu verändern.

„Veränderung gelingt nur durch neue Verhaltensmuster.“[6]

Was lernfähige Organisationen auszeichnet – fünf zentrale Merkmale

Unternehmen, die auf Dauer erfolgreich bleiben, zeichnen sich nicht durch starre Strukturen aus – sondern durch die Fähigkeit, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die folgenden Eigenschaften sind typisch für Organisationen, in denen Lernen Teil der Kultur ist:

  • Regelmäßige Reflexion ist fest verankert.
    Statt nur auf Ergebnisse zu schauen, nehmen sich Teams bewusst Zeit, Erfahrungen zu hinterfragen, Erfolge zu analysieren und Rückschläge konstruktiv auszuwerten.
  • Ein klarer Purpose gibt Orientierung.
    Mitarbeitende wissen, wofür sie lernen – das schafft Sinn, Motivation und eine gemeinsame Richtung für Veränderung.
  • Lernen wird systematisch gestaltet – nicht dem Zufall überlassen.
    Ob mit dem RIPU-Zyklus, regelmäßigen Lernschleifen oder kollegialem Austausch: Lernen hat eine Struktur und ist kein Ausnahmezustand.
  • Psychologische Sicherheit ist spürbar.
    Menschen dürfen Fragen stellen, Unsicherheiten zeigen und Fehler thematisieren – ohne Angst vor negativen Konsequenzen.
  • Verhaltensveränderung wird gezielt eingeübt.
    Neue Arbeitsweisen oder Denkmodelle werden nicht nur gefordert, sondern auch geübt, begleitet und im Alltag sichtbar gemacht.

Lernen ist die stabilste Form der Veränderung

Unternehmen, die Lernen leben, bleiben nicht stehen – aber sie kippen auch nicht um. Denn sie verbinden Veränderung mit Klarheit, Mut mit Struktur und Handlung mit Reflexion.

So entsteht keine Hektik, sondern Entwicklung – und aus dieser Entwicklung entsteht die Kraft, mit Komplexität souverän umzugehen.

Lernen ist kein Kostenfaktor. Es ist die sicherste Investition in die Zukunftsfähigkeit einer Organisation.

Lernen ist der Motor für sinnvolle Veränderung

Wenn Haltung, Kultur und Struktur zusammenwirken, entsteht echte Entwicklung

Lernen ist weit mehr als Wissensaufbau. Es ist ein dynamischer Prozess, der Unternehmen formt, Menschen stärkt und Veränderungen möglich macht. Wer Lernen systematisch versteht, praktisch gestaltet und konsequent integriert, schafft die Grundlage für Zukunftsfähigkeit – und für Zusammenarbeit, die trägt.

In dieser dreiteiligen Serie haben wir gemeinsam entfaltet, was Lernen heute bedeutet:

  • Im ersten Teil ging es um die innere Haltung: Wie Selbstbild, Emotionen und Führung unser Lernen ermöglichen oder blockieren.
  • Im zweiten Teil stand die Lernkultur im Fokus: Warum sie entscheidend dafür ist, ob Wissen geteilt, Fehler angesprochen und Ideen verfolgt werden.
  • Im dritten Teil schließlich ging es um die Bewegung: Wie sich Lernen durch Struktur, Rituale und Reflexion im Alltag verankern lässt – dauerhaft, ohne Zusatzaufwand.

All das verbindet sich zu einem zentralen Gedanken: Lernen ist keine Aufgabe für besondere Anlässe, sondern eine Haltung, die sich im täglichen Handeln zeigt.

Drei wirkungsvolle Wege, um Lernen im Alltag zu verankern

Lernen entfaltet seine Wirkung nicht durch Einzelmaßnahmen, sondern durch regelmäßige Praxis. Die folgenden drei Ansätze helfen dabei, Lernprozesse ganz selbstverständlich in den Arbeitsalltag zu integrieren – ohne zusätzlichen Aufwand, aber mit nachhaltiger Wirkung:

  1. Reflexion im Team strukturieren – nicht dem Zufall überlassen.
    Ob als fester Agendapunkt in Meetings oder in kurzen Check-out-Runden: Regelmäßige Reflexion macht Lernen sichtbar, fördert gemeinsame Erkenntnisse und schafft Raum für Weiterentwicklung.
  2. Lernroutinen mit der Kata einüben – und dadurch stabilisieren.
    Kleine, wiederholbare Lernschritte nach dem Kata-Prinzip (Ziel definieren, nächsten Schritt planen, umsetzen, auswerten) helfen Teams, in Bewegung zu bleiben – auch unter Druck.
  3. Führung durch Fragen und Feedback lebendig machen.
    Wer als Führungskraft echtes Interesse zeigt, aktiv zuhört und durch Fragen wie „Was hast du daraus gelernt?“ anregt, verankert Lernen als Bestandteil der täglichen Kommunikation.

Diese drei Hebel lassen sich überall einsetzen – unabhängig von Branche, Teamgröße oder Hierarchie. Entscheidend ist nicht das „Ob“, sondern das „Wie bewusst“.

Einladung zum Umsetzen – nicht perfekt, aber kontinuierlich

Niemand muss morgen alles umstellen. Veränderung beginnt klein: mit einer Frage, einem Feedback, einer bewussten Pause im Alltag.
Wer regelmäßig hinschaut, zuhört und nachjustiert, bringt Lernen in Bewegung – zuerst im Kleinen, dann im Systemischen.

Denn am Ende ist Lernen kein Ziel. Es ist der Weg, auf dem sich Organisationen, Teams und Menschen weiterentwickeln. Nicht weil sie müssen, sondern weil sie es können – gemeinsam, mutig und wirksam.

Fußnoten

[1] Sabrina Malter (2025) „Lernen leben – Ein Praxisleitfaden zu Lernkultur und Lernkompetenz für Führungskräfte und Change Agents“, Springer-Verlag, 127. (Link)

[2] Sabrina Malter (2025) „Lernen leben – Ein Praxisleitfaden zu Lernkultur und Lernkompetenz für Führungskräfte und Change Agents“, Springer-Verlag, 166. (Link)

[3] Sabrina Malter (2025) „Lernen leben – Ein Praxisleitfaden zu Lernkultur und Lernkompetenz für Führungskräfte und Change Agents“, Springer-Verlag, 52. (Link)

[4] Sabrina Malter (2025) „Lernen leben – Ein Praxisleitfaden zu Lernkultur und Lernkompetenz für Führungskräfte und Change Agents“, Springer-Verlag, 52. (Link)

[5] Sabrina Malter (2025) „Lernen leben – Ein Praxisleitfaden zu Lernkultur und Lernkompetenz für Führungskräfte und Change Agents“, Springer-Verlag, 101. (Link)

[6] Sabrina Malter (2025) „Lernen leben – Ein Praxisleitfaden zu Lernkultur und Lernkompetenz für Führungskräfte und Change Agents“, Springer-Verlag, 100. (Link)

Quellen

Foto oben: © tsyhun / Freepik.com (Link)